Die Verbesserung der Funktionsweise von Pflegeheimen und die Weiterbildung ihres Personals sind eng miteinander verbunden. Iris Loffeier, Soziologin an der Haute Ecole de Santé Vaud (HESAV), erklärt uns, wie diese Weiterbildungen versuchen, die von den Fachleuten verwendeten Begriffe, die mit dem Alter in Verbindung gebracht werden, umzuwandeln, um die Betreuung der Senioren in diesen Einrichtungen zu verbessern. Neben der Änderung des Vokabulars werden auch Kenntnisse und praktisches Wissen vermittelt, die auf die Veränderung der Einrichtungen abzielen.
Interview I Romaine Farquet
Warum haben Sie sich entschieden, die Weiterbildung der Mitarbeitenden in Alters- und Pflegeheimen zu untersuchen?
Die Reformprojekte in Alters- und Pflegeheimen wurden vorrangig von einem allen westlichen Ländern gemeinsamen politischen Projekt inspiriert, das zum Ziel hat, das negative Bild des Älterwerdens zu überwinden. Daher wollten wir herausfinden, wie international verbreitete Standards und Kenntnisse auf lokaler Ebene mit Hilfe derartiger Weiterbildungsmassnahmen umgesetzt werden. Wir wollten besser verstehen, wie Reformprojekte anhand solcher Weiterbildungen in Alters- und Pflegeheimen durchgeführt werden.
Dieses Forschungsprojekt entstand als Weiterführung und Verknüpfung von früheren Arbeiten des Teams. Ich konnte in vorhergehenden Arbeiten feststellen, wie wichtig Fragen des Wissenstransfers und ihrer Globalisierung in der beruflichen Praxis in Senioreneinrichtungen sind. Das Fachwissen von Sophia Stavrou, Spezialistin für Fragen zur Reform der Lehrpläne an Universitäten, und Célia Poulet, Expertin für berufliche Aus- und Weiterbildung, hat uns in die Lage versetzt, diesen Fragen in ihrer Komplexität nachzugehen. Und zu guter Letzt hat das Projekt im Vorfeld von der Unterstützung von Annick Anchisi, heute Honorarprofessorin an der HESAV, profitiert.
Wie haben Sie die für dieses Projekt erforderlichen Daten gesammelt?
Wir haben uns für eine dreiteilige Studie entschieden. Daher haben wir:
Wir haben also gleichzeitig die offiziellen Texte, die Erstellung von formalen und realen Lehrplänen sowie deren Umsetzung in der Einrichtung untersucht. Auf diese Weise war es uns möglich, die gesamte Transformationskette zu verfolgen, von den Bedingungen für ihre Durchführung und Förderung bis hin zu ihrer konkreten und lokalen Umsetzung, wobei wir zudem Einblick in die verschiedenen Zwischenschritte bei ihrer Entwicklung durch die Ausbildungsorganisationen hatten.
Die Reform der mit dem Alter verknüpften Begriffe spielt in Ihrer Forschung eine zentrale Rolle. Können Sie uns mehr darüber sagen?
Die Sprache und die Worte, die zur Beschreibung des Alters und des Älterwerdens verwendet werden, sind eine historische und gesellschaftliche Herausforderung (vgl. die Arbeiten der Historikerin M. Rossigneux-Méheust). Sie sind auch Gegenstand von Debatten. Wie soll man die Betroffenen heute nennen: Greise? Alte? Senioren? Ältere Menschen? Wie soll man die Institutionen und Einrichtungen bezeichnen, in denen sie betreut werden: Hospize? Altersheime? Mit verschiedenen Abkürzungen wie EMS oder EHPAD in Frankreich? Wie soll man zudem die gesellschaftliche Solidarität nennen, die ihnen entgegengebracht wird: Betreuung? Pflege? Care? Diese Begriffe vermitteln bestimmte Darstellungsweisen, eine moralische Belastung, Stigmata, bisweilen Spuren der Vergangenheit und den gesellschaftlichen Umgang mit den zahlreichen Alterungsprozessen (vgl. Hummel et al.). Wir waren oft in Versuchung, Worte zu ändern, um einen Wandel zu bewirken. Auf allen Ebenen der Praxis fanden wir ein Sprachkonzept, das möglicherweise für unangemessene Darstellungen und Handlungsweisen verantwortlich sein könnte. Daher wird, auch auf internationaler Ebene, an Begriffen und Handlungsweisen zur Reform der Einrichtungen gearbeitet. Diese Arbeit verdeutlicht sowohl das Unbehagen angesichts dieser Fragen als auch den Konsens über die Notwendigkeit, diese Situation zu ändern.
Können wir die Praktiken in Alters- und Pflegeheimen verändern, indem wir an der Sprache der Mitarbeitenden arbeiten?
Auch wenn die von uns untersuchten Schulungen grossen Wert auf die darin verwendeten Begrifflichkeiten legen und eine fundierte sprachliche Arbeit beinhalten, um die Praktiken und Vorstellungen zu verändern, gehen ihre Vorschläge doch weit über die semantische Dimension hinaus. Der Unterricht vermittelt Kenntnisse, praktisches Wissen und Vorstellungen, die das gemeinsame Ziel verfolgen, die Einrichtungen zu verändern. Die sprachliche Dimension nimmt jedoch einen speziellen Platz ein und hat verschiedene Auswirkungen.
Die erste betrifft die Bildung einer Gemeinschaft: Die gemeinsame Sprache bietet den Fachpersonen die Möglichkeit, untereinander diejenigen zu erkennen, die in einer bestimmten Methode ausgebildet wurden. Auf diese Weise können die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen werden, und die Methode wird Bestandteil der Identität der Menschen, die sich dafür einsetzen. Die zweite Auswirkung der Sprache besteht darin, dass sie uns ermöglicht, die Ansammlung von Normen für Fachpersonen quantitativ zu erfassen. In ihrem Diskurs findet man mehrere Sprachen, die nebeneinander existieren und die Möglichkeit bieten, verschiedene Forderungen zusammenzufassen, die manchmal widersprüchlich sind: die Regeln der Einrichtung, kantonale und/oder Bundesgesetze, Vorgaben von internationalen Organisationen (z. B. UNO, WHO), während der Ausbildung erworbene Kenntnisse, Erwartungen an das Berufsfeld und an die eigene Rolle oder absolvierte Weiterbildungen innerhalb oder ausserhalb des Arbeitsumfelds. Die Arbeit an der Sprache versetzt uns daher in die Lage, die Sicht- und Handlungsweise teilweise zu verändern, anstatt jedoch die bereits existierenden Ausdrucksweisen abzulösen, wird sie diese eher ergänzen.
Inwiefern sind die Ergebnisse des Projekts für Entscheidungsträger und Fachpersonen in der Altenpflege von Interesse?
Da sich unser Projekt über die Weiterbildung auf die gesamte Transformationskette bezieht und aufgrund der Entscheidung, die Situationen in all ihrer Komplexität zu beobachten, trägt es dazu bei, die potenzielle Resistenz von Einrichtungen gegenüber der angestossenen Reform zu beleuchten. Indem wir sowohl die Ausbildungen als auch ihre Arbeit, aber auch die politische Kontrolle und Überwachung der Einrichtungen einbezogen haben, konnten wir beobachten, wie die einzelnen Ebenen voneinander abhängen und miteinander verzahnt sind.
Eine wirksame Reformpolitik muss daher darauf abzielen, alle betroffenen Ebenen einzubeziehen, zu berücksichtigen und zu verändern. Wenn wir die Fachpersonen an vorderster Front bitten, die Patient·innen in den Mittelpunkt zu stellen, die Besonderheiten aller Bewohner·innen zu beobachten und zu analysieren, um den Umgang mit ihnen optimal anzupassen, ist es beispielsweise auf Ebene der Einrichtung erforderlich, die Analyse und Reflexion als eigenständige Arbeit anzuerkennen und daher die für die Umsetzung notwendige Zeit einzuplanen. Dies kann möglicherweise bedeuten, die Anforderungsprofile, Arbeitsplatzbeschreibungen und sogar die Stundenvorgaben in den Verträgen anzupassen. Und auf politischer Ebene ist anzuerkennen, dass ohne die Berücksichtigung der intellektuellen Arbeit und ihrer Umsetzung in den Abrechnungstarifen die Bedingungen nicht gegeben sind, damit diese überall wirksam geleistet werden kann. Ohne reifliche und systematische Überlegungen und in einem Modell, in dem die Verantwortung für Veränderungen gegenwärtig auf die jeweilige Einrichtung und ihre Mitarbeitenden übertragen wird, ist es äusserst zweifelhaft, ob günstige Voraussetzungen für einen Wandel geschaffen werden können.
Haus der Akademien
Laupenstrasse 7
Postfach
3001 Bern